Apricena, km 2739 (I)

On the road again. So ein Tag Pause mit viel Sonne und Schlaf wirkt Wunder. Wir husten nicht mehr, gestern kam mein Geruchsinn zurück. Seit Corona in der Welt ist, war das schon das dritte Mal, dass ich tagelang nicht´s mehr gerochen habe, obwohl die Nase nicht verstopft war. Egal, Hauptsache, ich kann den Fisch im Hafen wieder riechen und wir fühlen uns gesund.

Unser Vermieter verabschiedet uns herzlich. Er hat nicht nur Zimmer, sondern auch Kajaks, ist obendrein noch Segellehrer. Gerade waren größere Meisterschaften im Rudern, die Stadt hing noch voller Plakate.

Das Radeln macht so richtig Spaß, es rollt auch gut, die Wege sind flach. Nur eine Sache ist komisch: Montenegro kommt verdammt schnell näher. Wir sind nicht nicht über´s Wasser gefahren, wir haben gestern lediglich die Richtung verpeilt. Das vermeintliche Montenegro ist eine Landzunge mit dem Parco Nationale del Gargano, die 50 km ins Meer hineinragt.

So schön wieder unterwegs zu sein, neue Dinge zu entdecken. Wie zum Beispiel einige Felder, auf denen Artischocken angebaut werden.

Oder die vielen alten Brunnen, aus denen schon lange niemand mehr Wasser schöpft.

Viele Felder sind schon abgeerntet und umgepflügt. Ein dunkles braun herrscht in der Landschaft. Mittags ziehen immer mehr Wolken auf, die von der Sonne wunderbar ins dramatische Licht gerückt werden.

Um halb drei sind wir am Ziel, Apricena ist der einzige Ort weit und breit, an dem wir unterkommen können. Wir haben ein B & B gefunden, die öffnen aber erst um vier. Wir warten die Stunde im Kaffee gegenüber, und beobachten bei einem warmen Getränk die Männer, die hier ein- und ausgehen. Zwischen zwei und halb fünf sind in Italien die Bürgersteige hochgeklappt, fast alles hat zu, gegen acht erwachen die Restaurants erst wieder zum Leben.

Wir erwachen nun auch zu neuem Leben und stoßen mit einem Birra Moretti an. So oft habe ich mich heute um dreizehn Jahre zurückversetzt gefühlt. Damals sind wir nach Palermo geradelt, es war die erste Radreise und immer wieder stellt sich ein kleines Deja Vu ein, das die Erinnerungen beflügelt. Moretti gehört dazu. Und ich habe den leisen Verdacht, dass auch unsere beiden Deutschland-Puschels, die seitdem an der Lenkertasche flattern, sich ebenfalls freuen wieder italienische Luft zu schnuppern…

Gestern Abend fanden wir im Zimmer in Barletta einen Aschenbecher aus Pappe zum Aufklappen. Es hatte sich jemand richtig Gedanken über die blöden Kippen auf der Straße gemacht.

Da stand sinngemäß: Hey, ich rede mit Dir und zwar mit dem der die Kippen auf die Straße wirft. Benutz mich, USAMI, es ist ein Zeichen der Höflichkeit. Dieter´s Google Übersetzer macht daraus folgendes: „Hey, ich rede mit Dir, nicht für Dich der es tut, an Sie, die ihre Hintern auf den Boden werfen.“ Dass auf der Straße die Hintern der Zigaretten liegen, und dass man sie somit in den Arsch treten kann – auch ein netter Gedanke.


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